Kein Umweg

Jens Köster

 

Weihnachten und der Jahreswechsel sind gerade vorbei und schon werden wir vollgesendet mit den Werbespots der Reiseindustrie. Unendlich viele Hotel Pools, dunkelblau, lange Sandstrände und die schönen Seiten der Ferien Inseln werden uns gezeigt. Jetzt sollen wir schon buchen, dann bekommen wir einen guten Preis. Spanien, Portugal, Italien, die Mittelmeer Küsten sind wir gewohnt aus eigener Erfahrung, mal gute, mal weniger gute Hotels haben wir gesehen und der Wein schmeckt doch zu Hause anders als auf dem Landgut in der Toskana.

 

Und dann hat Cees Nooteboom dieses hervorragende Buch schon vor Jahren geschrieben. Wohnhaft, zeitweise auf Menorca, kennt er das spanische Königreich gut. Und es ist nicht nur ein exzellenter Reiseführer durch ganz Spanien, sondern ein Blick auf die Details, an jedem Ort und an jeder Stelle. Es ist eben nicht der Weg, den Fernsehmoderatoren gehen und sich dabei mit der Jakobsmuschel am Rucksack fotografieren lassen. Oder einige meiner spanischen Freunde, die zum Teil mit dem Auto weite Strecken fahren, um dann schließlich in Santiago de Compostela anzukommen. Auch die Autofahrt wird dann als Teil der Pilgerreise lautstark beim Abendessen gerechtfertigt.

 

Ich habe das Buch auf einer Spanien Reise dabei gehabt. Am Ende völlig zerfleddert, vom vielen hin- und her blättern. Es ist so beeindruckend, mit welcher Liebe zum Detail, mit welchen historischen Kenntnissen, Nooteboom uns Orte zeigt, die wir auch mit der besten App von Google nicht gefunden hätten. Häufig rauschen wir im Mietwagen an einer Kirche vorbei und sagen zu uns dann: na, ob sich das wirklich lohnt? Nooteboom, hält an, er hält inne und beschreibt in vollkommener sprachlicher Schönheit die einzelnen Gegebenheiten vor Ort. Das Buch macht neugierig, genau dort hinzufahren und eben nicht an die langen Strände mit den Bettenburgen. Auch kein 5 Sterne Reiseführer mit den scheinbaren „Geheimtipps“ kann an dieses literarische Meisterwerk über das Reisen und das gleichzeitige Geschichten Erzählen heranreichen.

 

Spanien, 1 Land, 4 Sprachen. Das offiziellen Castellano, das Catalan, das Gallego und das Baskisch. Straßenschilder wechseln die Form und Sprache entlang der Routen, die Nooteboom fährt. Bezahlte Fahren auf den Mautpflichtigen Autobahnen, Klöster, Gasthöfe, den Sinn der Siesta, Gerüche, Eindrücke des heißen Südens mit seinen unglaublich schönen Bauwerken, erschaffen und beeinflusst von vielen Kulturen und des wunderbaren, kühlen und grünen Nordens. Übernachtungen in alten Gemäuern und immer wieder die so wichtigen historischen Zusammenhänge, ohne die sich diese junge Demokratie nicht verstehen lässt. Von den ersten spanischen Königen bis zum damals noch jungen König Juan Carlos, der zur Ruhe und Besonnenheit, auch nach dem Putschversuch, aufruft. Der spätere Spitzenpolitiker, als junger Filipe Gonzales, der sich zwischen zwei Generälen fotografieren lässt. Unruhe und Unzufriedenheit mit der Zentralregierung in Madrid und auch die neuesten Unabhängigkeitsbestrebungen der Katalanen verstehen wir besser, nachdem wir dieses grandiose Buch gelesen haben.

 

Und dann der kurze Abstecher nach Portugal, wo laut Nooteboom die Uniformen der Polizisten an ein ganz anderes Jahrhundert erinnern, wo die Sprache weicher ist, die Stimmung lieblicher und melancholischer.

 

Das große Weihrauchfass in der Kirche am Ziel, in Santiago de Compostela, benebelt mit seinem Rauch nicht nur den Schweißgeruch der ankommenden Pilger. Am Ziel ist die Erschöpfung der Menschen und das Glück, es geschafft zu haben greifbar und in den Gesichtern abzulesen. Fasziniert ist auch Nooteboom von der Kraft und Magie dieses Ortes, der so viele Menschen jedes Jahr anzieht. Wir lernen viel über dieses unruhige Land, voller Widersprüche. Und gerade deshalb lohnt es sich Spanien zu bereisen, die Herzlichkeit der Menschen dort zu spüren, die Tapas und Pintxos zu essen, mit einem guten Glas Wein. Das Buch passt in jede Reise- oder Jackentasche und wird uns helfen, Spanien immer wieder neu und besser zu verstehen. 

 

Cees Nooteboom

Der Umweg nach Santiago

Suhrkamp 

426 S. -  13,00 €

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